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Ernährung

Viele Menschen mit Magen-Darm-Problemen werden als Reizdarmpatienten in die Psychoschiene abgeschoben und aufgegeben obwohl die Diagnostik nur lückenhaft durchgeführt wurde.

Bauchschmerzen, Krämpfe im Magen-Darm-Trakt, Gluckern, Übelkeit, Blähungen, Durchfall, Verstopfung... - das Reizdarmsyndrom hat viele Gesichter. Immer mehr Patienten suchen gezielt, oft in letzter Hoffnung, meine ernährungstherapeutische Praxis auf. Eine oft jahrelange Odyssee liegt hinter ihnen. Von Ärzten sind sie längst zu "Psychos" abgestempelt und aufgegeben.

Irritierend, dass häufig eine sorgfältige Diagnostik nicht stattgefunden hat. Dazu gehören u.a. Ausschluss von Laktoseintoleranz, Fruktose-Malabsorption, Sorbitintoleranz z.B. durch H2 Test genauso wie Ausschluss von Lebensmittelallergien, Pseudoallergien und Zöliakie, die eine hohe Dunkelziffer aufweist. Nach Fehlbesiedlung, Parasiten und bakteriellen Infektionen sollte geforscht werden. Entzündliche, metabolische (z.B. Hyperthyreose)und neoplastische Prozesse müssen geprüft werden sowie anatomische Veränderungen und neuronale Dysfunktionen. In der S3 Leitlinie sind Details nachlesbar (http://www.dgvs.de/leitlinien/reizdarmsyndrom)

Bisher habe ich in meiner jahrelangen Praxis noch kaum einen Reizdarmpatienten gesehen, bei dem die Symptome nicht zumindest größtenteils auf konkrete Ursachen zurückzuführen waren. Und die waren nachweislich nicht psychologischer Herkunft.

Erfahrene zertifizierte Ernährungswissenschaftler sind in der Lage auf Basis einer ausführlichen Anamnese und Analyse von mehrwöchigen Ernährungs- und Symptomtagebüchern die Beschwerden zu quantifizieren und Hinweise auf ernährungsabhängige Ursachen zu bekommen. Auch Triggerfaktoren wie Medikamente, Sport, Stress werden hier mit erfasst. Eine zielorientierende Diagnostik und fachkundige Beratung wird so für diesen Bereich möglich. Informationen aus derartigen Protokollen bleiben Ärzten und Psychotherapeuten meistens verborgen. Im Sinne der Patienten ist eine schnelle Zuweisung und gute Kooperation von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen wünschenswert und das am besten bevor die Diagnose Reizdarmsyndrom gestellt ist.

Wenig hilfreich und sehr verwirrend für die Patienten sind IgG und IgG4Tests im Zusammenhang mit Lebensmitteln. Diese sind von den europäischen Fachgesellschaften nicht anerkannt in Bezug Lebensmittelallergien. Zuverlässige Aussagen über Unverträglichkeiten und Sensibilisierungen lassen sich auch aus meiner Erfahrung davon nicht ableiten. Hier eignen sich vielmehr die IgE Werte und die molekulare Allergiediagnostik und falls nötig auch gezielte Provokationen.

Adressen zertifizierter und bei den Krankenkassen anerkannter Berater erhält man beim Berufsverband der Oecotrophologen (VDOE e.V.), bei Quetheb e.V., beim VDD, dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) und bei den Krankenkassen.